Gerhard Seyfried (1948*) gilt als Star des deutschen Untergrund-Comics. Geboren und aufgewachsen in München beginnt er in der Hochzeit der Studentenbewegung sein Studium der Malerei und Grafik an der Akademie für das Graphische Gewerbe. Seine Teilnahme an einem Streik gegen die Notstandgesetze sorgt jedoch dafür, dass Seyfried 1969 aus der Akademie fliegt, woraufhin er als freischaffender Zeichner zu arbeiten beginnt: Für Werbeagenturen und Firmen, aber auch und vor allem für die alternative Zeitung Das Blatt. Als Redaktionsmitglied dieser ersten Stadtzeitung der Republik wird Seyfried zum politischen Zeichner der linken Szene.
1976 zieht Seyfried nach West-Berlin, welches von da an Hintergrund seiner Comics und Cartoons ist. Dort zeichnet er seine Geschichten über die Hausbesetzerszene, über Kiffer, Freaks und Bullen, und veröffentlicht sein erstes Buch „Wo soll das alles enden“. Mit dem Geld aus dem Verkauf reist er in die USA. Dort bleibt er mehrere Monate in San Francisco und arbeitet bei Rip Off Press mit Gilbert Shelton und Paul Mavrides zusammen, den Schöpfern der berühmten Freak Brothers. Deren Werke übersetzt er später ins Deutsche. Seyfried veröffentlicht neben seinen Cartoons auch längere Comicbände und ist als Plakatkünstler tätig. Für den Kreuzberger Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele gestaltet er mehrere Plakatkampagnen.
Anfang der 90er Jahre lernt er die Berliner Künstlerin und Zeichnerin Ziska kennen. Dies ist der Beginn einer langen Freundschaft und Zusammenarbeit. Sie veröffentlichen gemeinsam u. a. vier Comic-Alben. Gerhard Seyfried ist nicht nur Zeichner, sondern auch Romanautor. Seinen ersten Roman „Herero“ veröffentlicht er 2003. Begleitend zur Ausstellung fanden an verschiedenen Orten in und um Frankfurt Lesungen aus seinem vierten Roman „Verdammte Deutsche“, einem Spionageroman, statt.
Die Ausstellung in Frankfurt zeigte in einer großen Werkschau Seyfrieds frühe Cartoons aus dem Blatt und aus Berlin sowie Zeichnungen, die während seinen USA-Aufenthalten seit den späten 1970er Jahren entstanden sind. Daneben waren Plakat- und andere Arbeiten zu sehen, wie Auszüge aus den Comics, seine besten Hanf-Karikaturen und nicht zuletzt aktuelle tagespolitische Cartoons.