SUPERPETER
STRUWWELPETER SUPERHELD - PIERRE LEBOURIFFÉ
Der Struwwelpeter ist eines der erfolgreichsten deutschen Bücher. Zum 200. Geburtstag des Autors Heinrich Hoffmann ließen die Künstler Fil und ATAK den Geist dieser Geschichten neu aufleben. Dies war keine Parodie, keine antiautoritäre Hippie-Struwwelpetriade, sondern eine in Wort und Bild vom Geist des Originals durchdrungene Coverversion. Wie eine Rockband, die ihre Lieblingssongs covert, gingen ATAK und Fil an die Geschichten um Zappelphilipp, Hans-guck-in die Luft & Co. heran. Und wie eine Heavy-Metal-Coverversion gerne noch härter als das Original klingt, so fand man auch hier eine strengere Moral, eine derbere Bildsprache, einen politisch unkorrekteren Humor sowie den feinen Hauch des Bösen, der dieses großartige Buch seit 164 Jahren umweht. Vor lauter Begeisterung wurde dabei der ursprüngliche Rahmen gesprengt und es entstand ein hundertseitiges Buch, welches zur Ausstellung erschien. Sogar mit einem neuen Kapitel über einen Jungen von heute: „Justin“. Daneben hatte man Gelegenheit viele Zeichnungen, Bilder, Comic-Strips und Cartoons von ATAK und Fil anzuschauen.
Der Künstler und Illustrator ATAK wurde 1967 als Georg Barber in Frankfurt Oder geboren. Er lernte Schrift- und Grafikmaler im Osten Berlins, gehörte zur Punk-Szene der DDR und gründete 1989 die Comic-Gruppe RENATE. 1990 nahm er das Studium der Visuellen Kommunikation an der Hochschule der Künste in Berlin auf. Seither zeichnet und veröffentlicht er unter dem ehemaligen Sprayer-Pseudonym ATAK. Er gehört zu den innovativsten Comic-Zeichnern mit unzähligen Alben und Ausstellungen in der ganzen Welt. International bekannt wurde er als Buchillustrator, z. B. mit "Liberté à quattre sous" (Paris), Gertrude Steins "Ada" (Büchergilde Fremok) und dem französischen Kinderbuch "Comment la mort est revenue à la vie". ATAK wohnt und arbeitet mit zeitweiligen geografischen Abschweifungen als freiberuflicher Künstler, Illustrator und Grafiker in Berlin. Er war Gastdozent und Professor an verschiedenen Hochschulen in Europa. Heute lehrt er als Professor für Illustration an der Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design Halle. ATAKs Kunst pendelt zwischen Pulp-Kultur und naturverliebter Poesie. Seine Inspirationen holt er immer wieder aus der Welt des Populären: aus Poesiealben, Zirkusplakaten, aus Werbeschriften vergangener Zeiten und skurrilem Kinderspielzeug. Er vermag es, seinen Illustrationen einen nostalgischen Anstrich zu verleihen, die dennoch unverkennbar modern sind.
Der Comiczeichner Fil wird am 1. September 1966 in Berlin als Philip Tägert geboren. Schon mit 14 zeichnet er für das Stadtmagazin zitty und nennt sich "Phil", "der scheue Phil", auch "der schaue Phil". Seine Bilder und Geschichten sind geprägt vom Milieu der Trabantensiedlung Märkisches Viertel im Norden Berlins. Hier wuchs er auf, war auch mal Punk oder was man dafür hält und spielte in einer Band. Eine Ausbildung zum Kunstmaler hat er begonnen, aber nicht beendet. Seine bekanntesten Comic-Figuren sind die beiden Schweine "Didi und Stulle", die in mittlerweile einem Dutzend Comic-Bänden erschienen sind. Legendär sind inzwischen auch seine Bühnenshows, u. a. mit dem Handpuppen-Hai "Sharky". Auf der Bühne und in den Comic-Sprechblasen verwendet Fil oft Berliner Mundart, weswegen er häufig in die Berliner Kabarett-Tradition gestellt wird. Zuletzt stellte zitty ihn dem großen Zeichner Heinrich Zille gegenüber: "Was der eine für das Proletariermilieu der Jahrhundertwende geleistet hat, das erledigt Fil für die Post-Punk-Post-Moderne-poststrukturalistische Generation der kinetischen Avantgarde aus den Trabantenstädten des 20. Jahrhunderts: Er ist ihr Chronist und Prophet gleichermaßen, ihr Gott."