Weite Hosen, keine Füße, eine seltsame Brille oder einfach sehr glubschige Glubschaugen und viele, schiefe Zähne – so sieht das Figurenpersonal aus den Cartoons von Ari Plikat aus. Dazu kommt Plikats heimliches Markenzeichen: Die Punkte, die seinen Darsteller über dem Kopf schweben, diese „Belämmertheits-Punkte“, die die Bräsigkeit der gemalten Persönchen erst so richtig zum Vorschein bringen. Als Deppen hat der ehemalige TITANIC-Chefredakteur Leo Fischer die Figuren aus den Cartoons von Ari Plikat einst so kurz wie treffend beschrieben, und Recht hat er. Dieses Deppenpersonal bevölkert vielerlei unterschiedlichste Szenerien: das heimische Ehebett, Arztpraxen, Friedhöfe, Restaurants und Kannibalenkochtöpfe. Ari Plikats Schaffen widmet sich dabei vor allem den zentralen Themen des menschlichen Daseins: Essen, Sex und Tod.
Der Dortmunder Cartoonist hat aber auch ein Auge für all die anderen wichtigen Dinge im Leben wie Kaffee, Katzen und Stehaufmännchen. Plikat, der „Meister der breiten Hosen“, ist dabei scharfsinniger Beobachter der Welt des Absurden. Einst beim Altmeister F.W. Bernstein in die Lehre gegangen, gehört er heute zu den wichtigen Vertretern der deutschen Zeichner-Szene. Mit seinen Bildern erschafft er einen ganz eigenen Kosmos. Die charmant-wahnsinnigen Figuren und Formen sind dabei krakelig, der Witz auch mal grob und vulgär und scheut auch den albernsten Kalauer nicht. Aber – und das ist die große Kunst des Ari Plikats – bei aller Hässlichkeit und Derbheit des Dargestellten ist sein künstlerisches Talent und Können in jedem Bild sichtbar: Alles stimmt, alles sitzt. Die Farben und der Strich sind genau die, die es sein müssen. Sei es mit Aquarell, Tusche oder Filzstiften gemalt – Plikats Cartoons sind oft böse, aber nie boshaft, dafür sind sie viel zu gut. Die meisterhafte Ausführung der Zeichnung und die Farben sind es, die das gezeigte groteske Geschehen immer irgendwie auch liebenswert erscheinen lassen.
Ari Plikat zeichnet auf alles, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist. Er bemalt Postkarten und Bierdeckel, die so zu „Sammelpappen“ werden und sich einer wachsenden Fangemeinschaft erfreuen. Unzählige Skizzenbücher füllt er mit Aufzeichnungen und Ideenspielereien. Und selbst ausrangierte Badematten werden zur bemalten Leinwand.
Die Ausstellung im Caricatura Museum Frankfurt zeigte erstmalig das ganze Spektrum des Schaffens von Ari Plikat: Neben den brandneusten Cartoons und seinen lustigsten Klassikern wurden weitere Schätze aus Plikats Universum präsentiert, darunter die größte Schau von komischen Bierdeckeln!
1958 in Lüdenscheid geboren, studierte Plikat nach einer Ausbildung zum Grafiker in Hagen Visuelle Kommunikation in Leeds und in Dortmund, wo er seitdem als freiberuflicher Zeichner Illustrationen, Cartoons und komische Bilder und Drucke produziert. Seine Cartoons erscheinen u. a. in TITANIC, taz, stern, Eulenspiegel, zitty, Italien und Bananenblatt.
Zur Ausstellung erschien in der Caricatura Museum Edition der Cartoonband „Das ist mein Hip Hop!“ (Lappan Verlag, 9,99,- €). Ari Plikats Cartoons sind nichts für zarte Seelen: mit krakeligem Strich und knalligen Farben rückt er lebenswichtigen Dingen wie Sex, Macht und Tod ohne Rücksicht auf Schamgefühl und political correctness zu Leibe. Und trotzdem gibt’s im neuen Buch auch Feen und Einhörner! Ehrlich!