Franziska Becker

LETZTE WARNUNG

Die Künstlerin Franziska Becker ist ein Solitär der Komischen Kunst. Sie bewarb sich als Kunststudentin mit einer kleinen Kugelschreiberzeichnung als Cartoonistin bei der zu gründenden Zeitschrift Emma. Diese Zeichnung geht nicht etwa verloren, sondern ihr Talent wird erkannt und so wird sie von der ersten Ausgabe bis heute die Hauszeichnerin des Blattes. Aus dieser Situation heraus entstehen Cartoons, Karikaturen und Bildergeschichten mit einem besonderen Blickwinkel: weiblich, klug, witzig. Ironisch, aber durchaus mit Sympathie, nimmt Franziska Becker diejenigen aufs Korn, die sich in der Studenten-, Frauen- oder Alternativszene gegenüber dem damaligen gesellschaftlichen Konsens stellten: Wohngemeinschaften, Hausbesetzungen, der Kampf gegen den § 218 und die Startbahn West. Im Laufe der Zeit schuf sie so eine Chronik der Bundesrepublik Deutschland, bis hin zu den vertrauten aktuellen Themen wie Viagra, Kopftuch, Arschgeweih und Hartz IV.

Weitgehend unbekannt dagegen ist Franziska Beckers malerisches Werk, das im Caricatura Museum Frankfurt ebenso wie ihre Objekte und Skizzenbücher präsentiert wurden. Bei ihren großformatigen Gemälden, bei denen Becker z. B. mit Tusche-, Acryl- oder Aquarellfarben arbeitet, versucht sie durch die Integration von kleineren Objekten (Uhren, Tüchern, Schals) den vorgegebenen Bildrahmen zu überschreiten oder zu durchbrechen. Es scheint so: Das Bild als reines Abbild ist Becker einfach nicht genug. Ihr Blick auf unsere Welt erzeugt ein verblüffend irritierendes Bild unseres Daseins – schwankend zwischen Traum und Realität, detailgetreu, trotzdem überspitzt und von zeitloser Aktualität. In Franziska Beckers Gemälden offenbart sich die ganze Bandbreite ihres handwerklichen und künstlerischen Könnens.

Die Ausstellung im Caricatura Museum Frankfurt gewährte damit erstmals einen Einblick in das gesamte künstlerische Werk und Schaffen von Franziska Becker.

Franziska Becker, 1949 geboren, studierte von 1972-1976 Malerei bei Markus Lüpertz an der Kunstakademie Karlsruhe. Seit 1977 arbeitet Franziska Becker als freischaffende Karikaturistin und Malerin und erhielt 1988 den Max und Moritz-Preis als beste deutsche Comic-Künstlerin.

Ihre Zeichnungen erscheinen u. a. im stern, in TITANIC, Psychologie heute, dem Kölner Stadtanzeiger und anderen Zeitschriften und Zeitungen. Für viele ist sie aber vor allem die Hauscartoonistin der Zeitschrift Emma, für die sie seit der ersten Ausgabe im Jahr 1977 arbeitet. Wer Franziska Becker aber deswegen voreilig nur in die feministische Schublade steckt, greift viel zu kurz. Andreas Platthaus hat es bereits 2008 in der FAZ treffend charakterisiert: „Emanzipation heißt für Becker, sich nicht nur über Männer zu beklagen, sondern vor allem über die willigen Rollenentsprechungen durch andere Frauen. So gilt ihr bitterer Humor meist dem eigenen Geschlecht in Form von ausgehungerten Modepüppchen, angepassten Heimchen und überengagierten Emanzchen.“ Beckers Palette reicht von der tagespolitischen Karikatur, über die satirische Bildgeschichte, den Comic und die pointierte Illustration bis zum malerischen Großbild.

Franziska Becker lebt nicht nur in Köln und im Bergischen Land sondern auch immer öfters in Philadelphia, USA. Sie hat zahlreiche Ausstellungen, zuletzt in Hannover, Kassel und Köln bestritten und unzählige Bücher, u. a. „Feminax und Walkürax“, „Mein feministischer Alltag“, „Männer“ veröffentlicht, von denen fast alle zu Bestsellern wurden.

In der Caricatura Museum Edition erschien begleitend der Ausstellungskatalog „Franziska Becker – Letzte Warnung“, herausgeben von Achim Frenz, Vorwort von Andreas Platthaus (Kunstmann Verlag, 19,90,- €).

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