Kunsthistoriker würden sagen, dass Sebastian Krügers Kunst eine Auseinandersetzung mit der modernen Allgegenwärtigkeit des Medialen und der Abbildungs-Besessenheit als Ausdruck von Erfolg ist. Sein Schaffen ist geprägt vom Wechselspiel von Fiktion und Realität und der künstlerischen Rezeption der medialen Bilderflut. Die Porträts konterkarieren die Forderung der Musik- und Filmwelt nach gnadenloser Dauerschönheit und sind gleichzeitig eine liebevolle Darstellung der Rock- und Popkultur, vor allem des Spirits der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Krügers Malerei, die sich einerseits auszeichnet durch eine brillante Technik und eine ausgeprägte Liebe zum Detail, ist dabei immer auch Karikatur und geht über die bloße Abbildung der Wirklichkeit hinaus. Stets ist ein Moment der Ironie und der Verfremdung zu erkennen. Diesen Moment erreicht Krüger über einen Hyper-Realismus in der Darstellung: Seine Bilder zeigen jede Falte und jede Pore und schonen das Auge des Betrachters nicht, wirken manchmal roh und provozierend, lassen keine vordergründige Glättung zu.
Aus unterschiedlichsten Vorlagen komponiert Sebastian Krüger seine Porträts mit dem Ziel, den Bühnencharakter, die öffentliche Pose aber auch die Privatperson hinter den dargestellten Stars zu erfassen. Dabei betont der Künstler, dass er sich den Menschen, die er malt, mit Respekt und Ernsthaftigkeit nähert; er schafft so „Krügerisierte“ Porträts. Hinter der scheinbaren Schonungslosigkeit wird oft eine liebevolle Zuwendung deutlich.
Sebastian Krüger (* 30. Juni 1963 in Hameln) ist Maler. Er studierte in den 1980er Jahren Freie Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Prof. Dörfler. Bereits während seiner Studienzeit verdiente er sein erstes Geld mit dem Gestalten von Plattencovern. Danach erlangte er schnell Bekanntheit mit Illustrationen für Zeitschriften wie stern, Spiegel, Rolling Stone und Playboy. Für das Satire-Magazin Kowalski (1988-1992) zeichnete er, neben Brösel und Wolfgang Sperzel, einen großen Teil der Titelblätter. In der Zeitschrift Capital veröffentlichte Krüger seine Karikaturen regelmäßig auf seinen „Schwarzen Seiten“. Diese wurden 2003 eingestellt. Krüger widmete sich wieder ganz der freien Malerei. Er schuf von nun an großformatige Bilder von modernen Ikonen aus dem Showbusiness von früher bis heute. Marilyn Monroe, Picasso, Iggy Pop und die Beatles – er malte sie alle. Manche fühlen sich entlarvt durch Krügers Kunst, wie Silvio Berlusconi, der ihm als Reaktion auf ein Porträt im italienischen Fernsehen Nazimethoden vorwarf. Den meisten aber gefällt es: Der Regisseur Robert Rodriguez reist extra aus den USA nach Deutschland, um ihm bei der Arbeit zuzusehen, und BAP-Frontman Wolfgang Niedecken sagt von ihm, dass er das einzige Genie sei, das er kenne. Zu den Sammlern von Sebastian Krügers Kunst zählen unter anderen auch die Rolling Stones, mit denen er seit Jahren befreundet ist und die zu seinen Lieblingsmotiven gehören. Das alles hängt damit zusammen, dass Krüger Gesichter malt wie kein zweiter. Seine mehr als fotorealistischen Gemälde machten ihn über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt und zum Superstar des New Pop Realism. Seine Werke sind weltweit in Galerien und Kunsthäusern vertreten.
Seit 2005 lädt Krüger regelmäßig zu mehrtägigen Workshops ein, an denen auch zahlreiche prominente TeilnehmerInnen wie der US-amerikanische Regisseur Robert Rodriguez teilnehmen.
Krüger lebt und arbeitet bei Hannover und in Kalifornien.
Das Caricatura Museum Frankfurt zeigte eine Auswahl von frühen Cartoons von Sebastian Krüger, darunter Illustrationen für diverse Magazine wie dem Rolling Stone, stern und Spiegel und einige seiner Blätter für Capital. Ebenfalls waren mehrere Titelblätter aus den 1980ern und 90ern für Kowalski nebst von Krüger gestalteten Werbeobjekten zu sehen. Der Schwerpunkt der Ausstellung lag jedoch auf Krügers großformatiger Porträtkunst, auf seinen überlebensgroßen und außergewöhnlichen Gemälden.
Sebastian Krüger: FACE2FACE (Lappan Verlag)
Seien wir realistisch: Die Annahme, ein kulturinteressierter und bildungsnaher Haushalt könne ohne diesen Prachtband von Sebastian Krüger auskommen, ist völlig unrealistisch. Die atemberaubendsten Arbeiten des Rolling Stones-Intimus werden hier auf 128 farbigen Seiten präsentiert. Kurzum: Dieses Kunstbuch Deluxe ist ein Must-have!